Atemschutz

Zur Aufrechterhaltung des Lebens benötigt der Mensch Sauerstoff. Bei Einsätzen müssen Feuerwehrangehörige jedoch oft in Räumen arbeiten, in denen Sauerstoffmangel herrscht oder Atemgifte vorhanden sind. Ohne Atemschutz würden sie schwere, unter Umständen tödliche Schädigungen erleiden. Da Atemgifte und Sauerstoffmangel meist nicht mit den menschlichen Sinnen wahrnehmbar sind, ist es wichtig, sich früh genug für oder wider einen Atemschutzeinsatz zu entscheiden. Der Atemschutz hat in der heutigen Einsatztaktik einen hohen Stellenwert. So kann in ca. 90 % aller Brandeinsätze auf diese umluftunabhängigen Atemschutzgeräte nicht verzichtet werden.
Aus diesem Grund ist es wichtig, genügend Atemschutzgeräteträger zur Verfügung zu haben. In der Freiwilligen Feuerwehr Winterbach sind ca. 50 Kameraden/innen zum Atemschutzgeräteträger ausgebildet. Voraussetzung für die Ausbildung zum Atemschutzgeräteträger ist eine abgeschlossene Grundausbildung der Feuerwehr und eine arbeitsmedizinischeuntersuchung (G26-3), welche alle 3 Jahre wiederholt werden muss.
Für unsere Atemschutzgeräteträger finden spezielle Übungen statt, bei denen sie in Einsatzgrundsätzen, Vorgehensweise und Ausdauer trainiert werden. Einmal jährlich absolvieren die Geräteträger Belastungsübungen in der sogenannten Kriechstrecke. Diese Übungsanlage, die für die Feuerwehren des Rems-Murr-Kreises zentral bei der Feuerwehr Fellbach untergebracht ist, ist ein Parkour, der bei Dunkelheit und in verrauchtem Zustand mit Hindernissen ausgestattet ist und absolviert werden muss.
Der Atemschutzgeräteträger wird während des Einsatzes mit normaler Atemluft aus der Druckluftflasche versorgt. Diese Luft wird zwar beim Befüllen der Flasche gereinigt, unterscheidet sich jedoch in der Zusammensetzung nicht von der Luft in unserer Atmosphäre. Die Flaschen werden je nach Typ mit einem Druck von 200 – 300 bar befüllt. In eine 6-Liter Flasche können somit ca. 1.600 Liter Luft gepreßt werden. Dieser Luftvorrat ist für einen 20 – 30 minütigen Einsatz ausreichend.

Atemschutzgerät

Für den Einsatz von Atemschutzgeräten (dem schweren Atemschutz), müssen die Träger mindestens 18 Jahre alt sein, über eine spezielle Ausbildung, sowie eine ärztliche Bescheinigung verfügen. Um bestens auf Ernstfälle vorbereitet zu sein, werden daher regelmäßig Atemschutzübungen (beispielsweise in einem Brandcontainer) und medizinische Untersuchungen durchgeführt, welche für alle Atemschutzgeräteträger Pflicht sind.

Die von der Feuerwehr Winterbach eingesetzten umluftunabhängigen Geräte isolieren den Geräteträger von der Umgebungsatmosphäre und versorgen ihn mit Atemluft aus einer 300 bar Atemluftflasche. Die Arbeitszeit mit einem solchen Pressluftatmer (PA) beträgt ca. 30 Minuten bei mittlerer Belastung. Neben diesen Geräten gibt es auch Atemschutzgeräte mit zwei Atemluftflaschen mit je 200 bar, sowie Spezialgeräte für besondere Anwendungen (z.B. Tunnelbrand).

Der Luftvorrat einer Flasche kann aus dem Flaschenvolumen mal dem Fülldruck berechnet werden. Bei den verwendeten 300 bar Flaschen mit einem Volumen von 6l ergibt sich daher eine Luftmenge von 1800 l Atemluft. Ein Mensch verbraucht ungefähr je Atemzug einen Viertelliter Luft.

Um aus den Flaschen atmen zu können, muss der Druck von 300 bar reduziert werden. Hierfür befindet sich vor der Atemschutzmaske ein Lungenautomat, dem ein Druckminderer vorgebaut ist. Dieser reduziert die Luft auf den sogenannten Mitteldruck von ca. 5 bar, und befindet sich direkt am Anschlusspunkt der Flasche. Der Lungenautomat vor der Maske ist eine atemgesteuerte Dosiereinrichtung, die den Mitteldruck letztendlich nochmal auf einen vom Menschen atembaren Niederdruck (im Millibar-Bereich) reduziert und nur die Luftmenge freigibt, die erforderlich ist und eingeatmet wird. Je nach Normaldruck- oder Überdruckausführung wird das einzuatmende Luftvolumen freigegeben, oder zusätzlich die gesamte Atemschutzmaske unter Druck gesetzt.

Außerdem ist jedes Atemschutzgerät mit einem Manometer ausgestattet, auf dem die Höhe des noch in der Flasche befindlichen Luftdruckes abzulesen ist. Zusätzlichen Schutz bietet eine akustische Warneinrichtung, die bei einem Druck von 55 +/- 5 bar zu pfeifen beginnt.

Atemschutzmaske

Die Atemschutzmaske ist Bestandteil der Atemschutzausrüstung gegen Atemgifte. Je nach Bedarf kann die Maske mit einem Atemschutzgerät (schwerer Atemschutz) oder einem Atemschutzfilter (leichter Atemschutz) versehen werden. Letzteres wird beispielsweise bei Einsätzen gegen Insekten oder in weniger atemschädlichen Situationen genutzt. Der schwere Atemschutz hingegen kommt bei Brandeinsätzen, Gift-, Gas- oder Chemieunfällen zum Einsatz.

Bei uns kommen Überdruckgeräte zum Einsatz, welche dafür sorgen dass sich in der Maske immer ein leichter Überdruck von ca. 4 mbar befindet. Dieses System bietet im Wesentlichen zwei Vorteile: Einerseits ist ein leichteres Einatmen möglich, da die Luft nicht „angezogen“ werden muss. Und, sollte die Maske doch einmal verrutschen oder undicht werden, strömt die Luft nach außen und verhindert so das Eindringen von Brandgasen oder gasförmigen Schadstoffen (Gefahrguteinsatz) in das Maskeninnere. Gleichzeitig ist dies auch der Nachteil: Der Luftverbrauch bei einer vorliegenden Undichtigkeit kann sich so gegenüber einem Normaldruck-Gerät deutlich erhöhen und damit die Einsatzzeit erheblich verkürzen.

Beim Einsatz von Atemschutzfilter macht sich der Einatemwiderstand negativ bemerkbar, der bei Überdruckgeräten umgangen wird. Dieser muss durch den Atemschutzgeräteträger durch seine Atmung überbrückt werden. Atmet er nur sehr flach ein und aus, kann sich ein erhöhter Kohlendiaoxidanteil in der Maske sammeln und nach einer gewissen Zeit zur Bewusstlosigkeit führen, dem so genannten Airtrapping. Diese Gefahr besteht im Übrigen auch bei Kreislaufgeräten mit Pendelatmung.

Totmanneinrichtung

Unsere Atemschutzgeräte sind zusätzlich mit sogenannten Totmanneinrichtungen ausgestattet. Diese Geräte funktionieren wie eine Art Bewegungsmelder, welche beim Beginn des Einsatzes aktiviert werden. Bleibt der Träger eine gewisse Zeit (meist 20 bis 30 Sekunden) regungslos, wird ein kurzer Voralarm ausgegeben, auf den reagiert werden muss. Erfolgt daraufhin dennoch keine Reaktion wird der optische und akustische (etwa 100 dB) Hauptalarm ausgelöst. Helfer können so alarmiert werden und den Bewusstlosen einfacher lokalisieren und retten.